Debatte Johannes Krauter will das Klinik-Gebäude erhalten und anderweitig weiternutzen.
Die Kritik an seinen Plänen spornt den Unternehmer eher an. Von Helge Thiele
Das Konzept von Johannes Krauter trägt den Namen "Das Eichert". Es sieht vor, die alte Klinik am Eichert nach dem geplanten Klinikneubau nicht abzureißen, sondern das Gebäude zu sanieren und für Wohnraum und Gewerbe zu nutzen. Die bisher geäußerte Kritik an den Plänen scheint den Göppinger Unternehmer, der zwischen 80 und 90 Millionen Euro investieren will, eher anzuspornen als zu bremsen.
Der deutliche Hinweis des Sozialministeriums diese Woche, dass die Frage des Standorts der neuen Klinik noch keineswegs geklärt sei, gibt Krauters Vorhaben möglicherweise weiteren Auftrieb. Sollte der Neubau – möglicherweise auch, um den Streit über die Schlaganfallversorgung im Landkreis zu lösen – neben dem Christophsbad entstehen, könnte die alte Klinik erhalten bleiben.
Im Gespräch mit der NWZ erläuterte Krauter seine Pläne und wies manche Kritikpunkte als unbegründet oder falsch zurück. In dem sanierten Bestandsgebäude soll ein "Innovationszentrum für Technologie und Bildung" entstehen – mit einem Kongress- und Tagungszentrum sowie einem Kulturforum. Zudem sind ein Fitness- und Gesundheitszentrum sowie Flächen für Einzelhandel und Dienstleister geplant, um die Nahversorgung im Bereich Eichert/Bergfeld sicherzustellen.
Krauter betont: „Es wird keinen Kaufkraftabfluss aus der Innenstadt oder anderen Stadtteilen geben, da die geplanten Nahversorger und Gewerbeeinheiten nicht im Wettbewerb zur Innenstadt stehen.“ Ein Hotel mit Café und Restaurant, Seniorenwohnungen, Business-Apartments sowie Wohnungen für Familien sollen die künftige Nutzung des Klinikgebäudes mit etwa 81.000 Quadratmetern Nutzfläche, verteilt auf zehn Vollgeschosse, abrunden. Krauter rechnet damit, dass dadurch 300 bis 400 Arbeitsplätze entstehen.
Die Kritik, dass es für ein solches Projekt nicht genügend Parkplätze gebe, weist Krauter zurück. Vorgesehen ist eine Parkgarage mit 460 Stellplätzen in den Untergeschossen des alten Klinikgebäudes – inklusive Vorrichtungen für E-Mobilität und Fahrradstellplätzen. Er ist zuversichtlich, dass die Weiternutzung der Klinik auch die Busverbindungen zum Eichert verbessert und bei entsprechender Nachfrage das Angebot sogar ausgebaut wird.
Der Erhalt des Altbaus spare dem Landkreis erhebliche Abrisskosten, die auf 22 bis 30 Millionen Euro geschätzt werden. „Die Preise steigen aktuell, sodass bei einem Abriss nach dem Jahr 2022 mit noch höheren Kosten zu rechnen ist“, erklärt der Unternehmer. Die von ihm in Auftrag gegebene Machbarkeitsstudie habe gezeigt, dass die Bausubstanz in gutem Zustand sei, auch wenn die Haustechnik und Teile der Betonfassade erneuert werden müssen. Krauter plant eine großflächige Fassadenbegrünung, um den Baukörper optisch mit dem Eichert-Wald zu verbinden.
Krauter weist darauf hin, dass im Bebauungsplan des Klinikgeländes bereits Erweiterungsbauten und Reserveflächen eingezeichnet sind. Er schlägt vor, dass geplante Erweiterungen der neuen Klinik, etwa für Schulbetriebe, im Altbau untergebracht werden könnten.
Krauter kann die baurechtlichen Bedenken des Oberbürgermeisters Guido Till nicht nachvollziehen. Zwar wäre eine Änderung des Bebauungsplans bei Erhalt des Klinikgebäudes notwendig, dies würde jedoch erst nach dem Jahr 2022 geschehen. Krauter betont, dass sein Vorhaben die Planung der neuen Klinik nicht verzögern werde. „Der Neubau wird nicht verzögert.“
Krauter möchte mit seinem Projekt auch zur Linderung der Wohnungsnot in Göppingen beitragen. Er hebt hervor, dass das Konzept „bezahlbaren Wohnraum für Mitarbeiter der neuen Klinik“ bietet und appelliert an die politischen Entscheidungsträger, die Idee nicht ungeprüft abzulehnen, da dies „ein falsches Signal an die Bürger“ wäre.